Rezension zu:
Mensdorf, Birte: Selbstmarketing für Pflegeberufe. Potenziale entdecken – Strategien entwickeln und erfolgreich umsetzen, Stuttgart 2005.
ISBN 3-17-018515-2
Preis: 21,00 Euro.
Schlüsselbegriffe:
Selbstmarketing, Work-Life-Balance, Selbstpräsentation, Selbstmanagement, Selbstauseinandersetzung
Zielgruppe:
Pflegende aller Fachrichtungen
Das Wichtigste in Kürze:
Ein zur effektiven Auseinandersetzung mit der eigenen (beruflichen) Identität geeignetes Lese- und Arbeitsbuch und eine Einführung in notwendige Kompetenzen für Pflegende.
Besprechung:
Selbstmarketing und Pflegeberuf – ist das nicht ein Widerspruch in sich? Nein, und das hat mitunter mit dem Wandel des Berufsbildes und einer neuen Generation Pflegender zu tun. Im Rahmen der Selbstlegitimation und Akademisierung der Pflege wird auch die Selbstdarstellung Pflegender immer relevanter. Nicht nur beim Bewerbungsgespräch sondern auch im Berufsalltag gilt es seine Ziele, Wünsche, Fähigkeiten und Reaktionsmechanismen zu kennen und zu vertreten. Nicht der Mensch soll sich verkaufen, sondern seine Fähigkeiten ausbauen und sichtbar werden lassen. Pflegende sind nicht mehr nur Dienende, die mit mütterlicher Liebe und Selbstaufgabe für Kranke sorgen, sondern sie über eine wissenschaftlich fundierte Profession aus. Um dies effektiv tun zu können, bilden sie sich weiter, arbeit an ihrer Persönlichkeit, ihrer Kommunikationsfähigkeit und ihrer Selbstdarstellung. Mensdorf zeigt auf, dass es für ein effektives Selbstmarketing notwendig ist, in einem ersten Schritt sich selbst kennen zu lernen. Um auf dem Weg diese Mechanismen zu erarbeiten, ist ihr Buch ein sinnvoller Begleiter.
Mensdorf begleitet ihre Leser durch einen Entwicklungsprozess. Dieser resultiert aus einer Aufnahme von Informationen, die durch Übungen umgesetzt oder erweitert werden. Außerdem gilt es, eigene Verhaltensweisen, Entscheidungen, Wünsche und Außenwirkungen zu reflektieren. Die Lesenden müssen die Bereitschaft und die Zeit mitbringen, sich auf diesen Weg zu machen, dann erhalten sie erste Einblicke in unterschiedliche Ansätze der Psychologie. Das Buch erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Tiefgängigkeit, sondern die Schreib- und Argumentationsweise ist der leichten Zugänglichkeit angemessen. Dennoch fehlen immer wieder direkte Literaturhinweise und –verweise für die Leser, die noch tiefer in die Thematik einsteigen wollen, oder gerne erfahren würden, auf wen das jeweilige Konzept oder der jeweilige Ansatz zurück zu führen ist. In diesem Zusammenhang seien die „Literaturhinweise zum vertiefenden Studium“ am Ende des Buches genannt.
Die Inhalte sind gut strukturiert aufgearbeitet. So verwendet Mensdorf einleitende Fallbeispiele. Ob die Menge an (sehr kurzen) Fallbeispielen wirklich notwendig bzw. gewinnbringend ist, bleibt dem Eindruck des Lesers überlassen. Beispiel: „Schwester Annegret Müller fällt dadurch auf, dass sie ‚ohne Punkt und Komma’, aber dabei sehr leise und monoton spricht. Dies führt dazu, dass sich andere Menschen ungern mit ihr unterhalten und sie z.B. in Stationsbesprechungen gerne überhört wird, selbst wenn sie durchaus etwas zu sagen hätte.“ (54) Inhaltlich kommt es zu leichten Redundanzen, was aber der Anlage des Buches entspricht. Sehr hilfreich können die Tipps zur Arbeit am beruflichen und persönlichen Selbst sein. Auch der übersichtliche Aufbau und die logische Abfolge der einzelnen Aspekte überzeugt. Hinzu kommt die liebevolle Gestaltung der Trenner zwischen den einzelnen Kapiteln: Halbseitig Bilder, Benennung der Thematik des folgenden Kapitels und poetische Überleitungen auf Schwerpunkte der folgenden Auseinandersetzungen geben Raum zum „Einfühlen“. Erweitert wird der Einführungscharakter durch Schlüsselbegriffe zu Beginn des jeweiligen Kapitels. In den Kapiteln selbst werden immer wieder Definitionen geboten, außerdem Aufgaben, die der Schulung im jeweiligen Kontext dienen. Die möglichen Ergebnisse der Aufgaben erscheinen teils überschätzt, da durch kleine Beobachtungen und temporäre Verhaltensänderungen keine Wesensveränderung, wie der Gewinn von Selbstsicherheit, gelingt. Die Ansätze sind aber in jedem Falle hilfreich. So betont die Autorin auf überzeugende Weise immer wieder die Eigenverantwortlichkeit des Lesers im Umgang mit sich selbst, seinen Mitmenschen, seinen beruflichen Zielen und mit dem neu aufgenommenen Wissen. Sie gibt Hinweise auf Entwicklungsmöglichkeiten und zur Selbstanalyse, lädt ein und motiviert: „Das Besondere an Ihrer Selbstmarketingstrategie ist: Sie sind ‚die Macherin/der Macher’! Nur dort, wo Sie möchten, dass etwas nach außen dringt, öffnen Sie sich. Dort, wo Sie das Gefühl haben, Ihre Entwicklung ist noch nicht ausgereift, machen Sie den Prozess zu Ihrer ‚geheimen Verschlusssache’! Sie bestimmen den Zeitpunkt, zu dem Sie mit Ihren Wünschen, Vorstellungen und Ideen an die Öffentlichkeit treten wollen.“ (80)
Gesamteindruck:
Ein berufsbezogener Ratgeber zur Arbeit an sich selbst. Er kann in einem Durchlauf gelesen werden oder je nach aktueller Situation der persönlichen Auseinandersetzung hinzugezogen werden. Für alle, die zu dieser Art von Selbstreflexion bereit sind, lohnt sich ein Blick in das Buch.
Aus dem Inhalt:
Rezension von: Karo
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