Rezension zu: Müller, Frank; Schiff, Hans-Bernd; Strauch, Gerd Maria: Personaltransfer sozial. Mit einem Outplacement den Wandel fair gestalten, Stuttgart 2005 (PflegeManagement kompakt, herausgegeben von Christian Loffing).
Verlag: Kohlhammer
ISBN 3-17-018985-9
Preis € 14,00.
Personaltransfer, Outplacement, Unternehmen im Wandel
Personalleitung, Personalreferenten, Personalsachbearbeiter
Sozialer und fairer Personaltransfer ist auch im Gesundheits- und Pflegesektor sowie im Nonprofit- und Bildungsbereich eine herausfordernde Aufgabe. Er erfordert von Personalverantwortlichen neben Fingerspitzengefühl viel vorbereitende Arbeit, Analyse und Planung. Ziel ist dabei, möglichst die Arbeitslosigkeit der freizusetzenden MitarbeiterInnen zu vermeiden. Ein fundiertes und umfassendes handlungsorientiertes Wissen über die zur Verfügung stehenden Instrumente des geförderten Outplacement bietet das Buch der Reihe PflegeManagement kompakt.
Die Signatur der Gegenwart heißt Wandel. Unternehmen und deren MitarbeiterInnen sehen sich gezwungen, permanent auf neue Situationen und Anforderungen zu reagieren. Unternehmen müssen sich flexibel auf das sich schnell ändernde Nachfrageverhalten ihrer Kunden und auf mehr oder weniger aggressiv operierende Mitbewerber am Markt einstellen. Dies erfordert eine außerordentlich hohe Flexibilität der ArbeitnehmerInnen bei der Ausübung immer wieder neuer Tätigkeiten bei wechselnden Arbeitgebern an verschiedenen Orten. Wenn ganze Abteilungen oder Betriebe aufgrund der schlechten Auftragslage und der damit verbundenen schwachen Auslastung geschlossen werden müssen, kommt es oft zu betriebsbedingten Kündigungen. Die Personalabteilungen stehen dann zusammen mit der Unternehmensleitung und dem Betriebsrat vor der schwierigen Aufgabe, die Freisetzung betroffener Mitarbeiter sozial verträglich und fair zu gestalten.
Was in der Wirtschaft seit langem beobachtet werden kann – es vergeht keine Woche, in der nicht von betriebsbedingten Kündigungen zu lesen oder hören ist – wird zunehmend auch im Gesundheits- und Nonprofit-Bereich sichtbar. So zwingt z.B. die Einführung des neuen Abrechnungssystems auf der Grundlage der DRGs (Diagnosis Related Groups) Krankenhäuser dazu auf neue Weise kostendeckend zu arbeiten, Arbeitsprozesse zu rationalisieren sowie Dokumentationen und Kodierungen der Diagnosen zu optimieren. Durch den Wegfall des Selbstkostenprinzips – gemeint ist damit die Entlohnung der Krankenhäuser über Pflegesätze durch die Krankenkassen – können Überschreitungen von definierten Verweildauern von Patienten nicht mehr über Tagessätze abgerechnet werden. Die DRGs beinhalten Fallpauschalen und intendieren eine leistungsorientierte Vergütung nach dem Prinzip: „Ein Preis für gleiche Leistungen.“ Eine Umstellung der bisherigen Praxis führt dann nicht selten zum Wegfall von Planstellen. Damit werden auch Personalabteilungen im Gesundheitswesen mit vorzunehmenden Entlassungen konfrontiert.
Ein speziell auf die Erfordernisse im Gesundheitswesen eingehender Ratgeber in Sachen Outplacement ist der konzentrierte Band „Personaltransfer sozial“ von Frank Müller, Hans-Bernd Schiff und Gerd Maria Strauch. Das Buch führt ausführlich in die allgemeine Problematik des Personaltransfers ein, erläutert die gesetzlichen Grundlagen und Förderbestimmungen im Sozialgesetzbuch (SGB III) sowie deren politische Hintergründe und diskutiert mögliche Vorurteile und Skepsis, die sich in Statements wie „Mit Personaltransfer werden unter Einsatz öffentlicher Mittel Belegschaften ruhig gestellt. Transfermaßnahmen werden doch nur zur Anbahnung des Vorruhestandes genutzt.“ (15) äußern. Die Autoren - ein Pädagoge, ein Psychologe und ein Ökonom - profilieren den Personaltransfer als Aufgabe eines professionellen Personalmanagements. Die Lösung der Herausforderung bietet Chancen für das eigene Unternehmen und die betroffenen Mitarbeiter, zumal der Gesundheits- und Pflegemarkt stark wächst und dabei neue Tätigkeitsfelder entstehen. Müller, Schiff und Strauch machen für ein optimiertes Transferprojekt einen Mix der öffentlich geförderten Outplacement-Instrumente Transferagentur, Transfergesellschaft und Trainingsmaßnahmen stark. Sie zeigen dabei überzeugend, dass von einem professionell betriebenen Outplacement alle Beteiligten profitieren können: der Arbeitnehmer durch eine Erhöhung seiner Vermittlungschancen, durch individuelle Berufswegeplanung, durch zahlreiche Hilfestellungen, durch soziale Absicherung durch einen befristeten Arbeitsvertrag mit einer Transfergesellschaft, durch Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit etc. – der Arbeitgeber durch positive Außenwirkung, durch Verbesserung des Betriebsklimas, durch Verkürzung der Kündigungszeiten und damit Verringerung von Personalkosten und durch Verbesserung des Liquiditätserhalts etc. „In einer vorgeschalteten Transferagentur durchlaufen die betroffenen Arbeitnehmer zunächst das berufsdiagnostische Profiling. Damit wird diese Maßnahme, die ein Unternehmen für alle Mitarbeiter einer Transfergesellschaft zunächst vorab durchzuführen hat, mit 50 % der aufgewendeten Kosten über die Agentur für Arbeit bezuschusst, also eine nicht unerhebliche Kostenersparnis. Durch die Vermittlungsarbeit der Transferagentur finden häufig vor Ablauf der Kündigungszeit schon etliche Betroffene eine neue Arbeitsstelle. Die Verbleibenden werden dann durch die Transfergesellschaft ‚aufgefangen’.“ (58)
Doch all diese Vorzüge sind nur durch sorgfältige Planung und Analyse erreichbar. Damit dabei nichts vergessen wird, bietet das Buch einen umfassenden, praxisorientierten Überblick, der durch ein Glossar und Beispieltexte (Sozialplan, Übersicht zum Ablauf einer Transferagentur, Vertrags zwischen Arbeitgeber, Transfergesellschaft und Mitarbeiter) abgerundet wird. Der Ratgeber eignet sich wegen seiner didaktisch hilfreichen und knappen Darstellungsweise – Reminder für wichtige Inhalte, Checklisten und Fallbeispiele für den Praxistransfer sowie einen Wegweiser für „Fast Reader“ - vorzüglich zur Qualifizierung der mit Personaltransfer befassten MitarbeiterInnen der Personalabteilung insbesondere dem Personalmanagement.
Das Buch ist sehr zu empfehlen.
- Gesetzliche Grundlagen und neue Förderungsbestimmungen
- Personaltransfer gestaltet den Wandel der Zeit
- Instrumente des Personaltransfers: Transferagentur, Transfergesellschaft, Qualifizierung
- Erfolgshebel und Qualitätsaspekte für effektiven Personaltransfer
- Personaltransfer im Gesundheits- und Pflegemarkt
- Neue Konzepte für Verzahnung und Kooperation
- Konsequenzen für den quantitativen und qualitativen Personalbedarf
- Zur Entwicklung eines Transferkonzeptes
- Personaltransfer im Nonprofitbereich
- Erste Schritte zur Initiierung eines Transferprojektes
Rezension von: Holger Rohde
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