Rezension zu:

Lindner, Elfriede: Aktivierung in der Altenpflege. Arbeitsmaterialien für die Praxis, München 2005, ISBN 3-437-27230-6, 588 Seiten.

Verlag: Elsevier.

Preis: € 79,95.

Schlüsselbegriffe:

Aktivierung für Senioren, Unterhaltungsprogramm, Material zur Anregung und Vorbereitung

Zielgruppe:

Betreuer in der Altenpflege und Seniorenarbeit, Pflegende von Stationen oder Wohneinheiten mit einer Vielzahl älterer Patienten oder Bewohner, Ergotherapeuten, Besuchsdienste

Das Wichtigste in Kürze:

Ein Ordner mit reichhaltigem Arbeitsmaterial, einer Vielzahl an Ideen zur aktivierenden Arbeit mit Senioren. Die Konzepte sind einsetzbar als Gruppenprogramm aber auch im Einzelgespräch. Die in monatliche Bezüge eingebundenen Angebote sind durch das praktische Ringbuch flexibel einsetzbar. Mit einer hilfreichen und eingängigen CD mit den „schönsten deutschen Gedichte[n]“.

Besprechung:

Durch die demographische Entwicklung und das Bedürfnis, möglichst lange unabhängig zu bleiben, steigt die Anzahl hilfsbedürftiger und dementer Bewohner in den Alten- und Pflegeheimen stetig an. Die Verantwortung der Pflegenden und Betreuenden bezieht sich dabei nicht nur auf das körperliche Wohl, sondern auch auf die Ermöglichung einer gewissen Lebenszufriedenheit, trotz der durch die evtl. negativen, die körperliche und geistige Entwicklung erschwerten Situation.

Neben Zeit kosten Programmangebote für Bewohner von Altenheimen auch Geld. Das bekommen die Bewohner am eigenen Leibe zu spüren, wenn sie den einen oder anderen Nachmittag alleine in ihrem Zimmer oder ohne Ansprechpartner im Aufenthaltsraum sitzen. Doch auch ältere Menschen haben ein Bedürfnis nach und ein Recht auf Unterhaltung, Aktivierung und Anregung. Nicht nur von den Teilnehmenden wird bei einem entsprechenden Programmangebot Kreativität erwartet, sondern auch von denjenigen, die ein solches aktivierendes Programm vorbereiten. Und Kreativität braucht Zeit. Diese steht allzu oft nicht zur Verfügung. Abhilfe schafft nun der Ordner von Elfriede Lindner. Die Autorin verfügt über viel Erfahrung in der Umsetzung der vorgestellten Konzepte und bindet zusätzlich die Ideen anderer Urheber mit ein. Sie präsentiert in ihrem Werk neben einer hilfreichen Einführung in die professionelle Aktivierung, Ziele, mögliche Ansätze, erforderliche Schritte in der Planung und Vorbereitung. In der teils stichpunktartigen Erläuterung der Rahmenbedingungen geht sie sowohl auf räumliche Voraussetzungen, als auch auf die Anforderungen an die Anbieter der Programme ein (wie Kontinuität, Vorbereitung der Hilfsmittel, Strukturierung des Ablaufs).

Sie stellt unterschiedliche Konzepte zur Gruppenaktivierung vor, die bei einer Standard-Gruppenaktivierung 60 Minuten umfassen und bei Teilnehmern mit Demenz 20 Minuten. Wenn das Programm den Teilnehmern nicht angemessen ist, werden sie wenig davon profitieren. Als sehr hilfreich zur Planung erweisen sich entsprechend angebrachte Hinweise an den Texten, durch welche deutlich wird, welcher Bereich mit dem entsprechenden Lied, Text, Spiel etc. aktiviert wird. Hierbei werden die Anregungen unterteilt in Anregungen im emotionalen, motorischen, psychosozialen und kognitiven Bereich.

Die Erlebniswelten und Erwartungen älterer Menschen differieren teilweise sehr stark von denen junger Menschen. So sind die Gedichte, Redewendungen oder Lieder, die den Senioren am Herzen liegen, den Betreuenden nicht immer vertraut. In den Materialien werden sie greifbar und in der gemeinsamen Arbeit erwachen sicherlich viele zu neuem Leben. Hinzu kommen Spiele, Rätsel, Geschichten, Bastelanregungen oder Gestaltungsvorschläge. Die Lieder sind nur teils mit Noten versehen, aber sie können auch vorgelesen werden und sicherlich erinnert sich dann auch die Eine oder der Andere an die Melodie. Eine wunderbare Ergänzung ist die zugehörige CD mit den „schönsten deutschen Gedichten“, auf welcher 42 Gedichte von Goethe, Rilke, Heine, Fontane etc. zu hören sind. Diese Gedichte (wie Der Panther oder Herbsttag) und Balladen (wie Erlkönig oder John Maynard) werden von bekannten Schauspielern bzw. Sprechern wie beispielsweise Otto Sander, Ulrich Mühe oder Katharina Thalbach gesprochen. Dies geschieht in einer in der Mehrzahl sehr eingängigen und ansprechend betonten Weise, sodass die CD sicherlich auch von jüngeren Hörern gerne gehört wird. Weniger stark betonte Anteile wiederum, wie der Beginn von Die Bürgschaft, regen Zuhörende dazu an, die eigene Deutung einzubringen. Eine Musik-CD mit den einbezogenen Liedern und Rhythmen ist leider nicht Bestandteil der Materialien, jedoch sind entsprechende Tonträger bei den Durchführenden oft bereits vorhanden. Die Auswahl der Lieder verdeutlicht: Keine Angst vor Kinderliedern, diese können nicht nur die Anbieter der professionellen Aktivierung evtl. leichter abrufen, sondern auch die Teilnehmer.

Die Aufmachung des Ordners ist optisch ansprechend und praktisch. So sind durch die eingelegten Einteilungsfolien auf einen Blick die einzelnen Monate ersichtlich und ein leichter Zugriff möglich. Zudem schützen die Einteilungsfolien die bunten Naturfotografien, die jedem Kapitel voranstehen. Diese können in Form einer Bildbetrachtung auch mit in die Aktivierung einbezogen werden.

Die Autorin beruft sich in der Konzeption ihrer Materialien mit auf die Beobachtung, dass ältere Menschen, die gemeinsam in Heimen leben, untereinander sehr wenig sprechen. Andererseits zeigen sie oft ein starkes Kontakt- und Mitteilungsbedürfnis, wenn beispielsweise Besucher kommen. Dieses Dilemma kann und soll durch die Arbeitsmaterialien aufgebrochen werden, indem die Kommunikation untereinander durch das Entdecken gemeinsamer Themen verbessert wird. Gemeinsame Erinnerungen werden wieder wach, die Teilnehmer erhalten eine zeitliche und räumliche Orientierung und gestalten ihre Umwelt ein Stück weit selbst. Auch die körperliche Beweglichkeit wird durch die Mobilisation gefördert, sowie Ausdauer und Konzentration – und damit die Unabhängigkeit der älteren und alten Menschen.

Gesamteindruck:

Empfehlenswert, v. a. für Wohneinheiten und Stationen mit älteren Menschen. Zum kurzen Nachschlagen von Ideen, sowie zur ausführlichen Planung eines Programmangebotes. Die Aufteilung und Menge der Materialien bietet ein Programm für 5 Veranstaltungen in jedem Monat – und liefert immer wieder den passenden Anlass – Feste, wie den Muttertag oder jahreszeitliche Besonderheiten, wie den Frühlingsanfang - mit. Das bietet auch Pflegenden oder Besuchsdiensten die Sicherheit, ausreichend vorbereitet in eine solche Veranstaltung zu gehen. Durch die Anlage als Ordner und ein angeschlossenes alphabetisches Verzeichnis können die Inhalte individuell angeordnet bzw. eingesetzt werden.

Aus dem Inhaltsverzeichnis:

Teil I: Einführung in die Aktivierungsarbeit

1. Planung und Methodik - Konzepte für die Therapiestunde

2. Aktivierungsbereiche - Psychosozialer Bereich, kognitiver Bereich, emotionaler Bereich, motorischer Bereich

3. Übungseinheiten - Anregung zum Gespräch, Kreativität, Musik und Rhythmik, Lieder und Kultur, Bewegung, Literatur, Gedichte, Wortspiele und Rätsel, Sinnesübungen

Teil II: Materialien für die Aktivierungsarbeit

Eingeteilt nach den 12 Monaten

Beispiel:

MÄRZ:

1. Vorfreude auf den Frühling

2. Im Märzen der Bauer

3. Tiere im Frühling

4. Vorbereitung auf Ostern (weltlicher Aspekt)

5. Vorbereitung auf Ostern (religiöser Aspekt) Karwoche

Rezension von: Karo

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